Nachtbus statt Schlafwagen
Berlin, 25. September 2014 (IGES Institut) – Ungeachtet des weiterhin starken
Wettbewerbsdrucks festigt der Fernbus seine Rolle als Reisealternative zu Bahn und
Auto. So decken Fernbusse inzwischen das internationale Netz der Deutschen Bahn
fast vollständig ab. Zudem platzieren sie sich zunehmend als flexible und günstige
Option zum Nachtzug. Nachtlinien machen bei den Top-Anbietern bereits bis zu zehn
Prozent der angebotenen Linien aus.
„Der deutsche Fernbus hat sich auf den Weg gemacht, den innerdeutschen
Nachtverkehr zu erneuern. Das ist ein strategisch kluger Schachzug in Zeiten, in
denen die Deutsche Bahn ihre Nachtzüge auf den Prüfstand stellt“, sagt Christoph
Gipp, Leiter des Bereichs Mobilität am IGES Institut.
Auf vergleichbaren Streckenabschnitten und in vergleichbaren Komfortstufen bieten
Nacht-Fernbusse oftmals ähnliche Leistungen zu günstigeren Konditionen und
ermöglichen mehr Stopps zum Aussteigen. Zudem schmilzt sowohl im Nachtverkehr
aber auch teilweise auf internationalen Verbindungen der Geschwindigkeitsvorteil der
Bahn ab. So hat etwa der Fernbus München-Zürich ein Zeitvorteil von fast einer
halben Stunde gegenüber der Schienenverbindung.
Die Preise für deutsche Fernbusse in europäische Nachbarländer liegen um bis zu 60
Prozent unter den Preisen für Zugtickets. Verkehrsexperte Gipp warnt jedoch vor
einem ruinösen Preiskampf: „Fernbusse bieten inzwischen ein stabiles und
preisgünstiges Mobilitätsnetzwerk, ob ins Ausland, über Nacht oder dort, wo die Bahn
nicht mehr fährt. Ein Zusammenbruch als Folge des Preiskampfes wäre daher nicht
im Sinne der Verbraucher.“
Das Busangebot wächst weiter. Alleine im August sind 24 neue Linien
hinzugekommen. Insgesamt hat sich das Linienangebot seit der Liberalisierung zum
Januar 2013 auf 255 Linien erhöht und damit gut vervierfacht. Mehr als 7.500
wöchentliche Fahrten werden angeboten. Das zeigt die aktuelle Fassung der
regelmäßig aktualisierten Marktstudie „IGES Kompass Mobilität – Fokus Fernbus“.
Topanbieter – gemessen an Fahrplankilometern – bleibt weiter das Unternehmen
MeinFernbus mit einem Marktanteil von 45 Prozent, gefolgt von Flixbus (23 Prozent),
den Busmarken der Deutschen Bahn BerlinLinienBus und IC Bus (12 Prozent) sowie
dem ADAC Postbus (8 Prozent).